Montag, 28. September 2015

Vier Seewölfe auf Blutmondjagd

Es ist Montag,  der 28. September 2015 um 3:00 Uhr in der Früh. Mein Wecker schrillt. Doch anstatt in ihn zu verfluchen und ihn in den Schlummer Mode zu prügeln springe ich aus dem Bett. Ich bin verabredet. Mit Vier weiteren Verrückten. 

Um 3:30 Uhr bei absoluter Dunkelheit treffe ich im Bootshaus ein. Noch keiner da. Licht an - Tore auf. Ich höre eine Auto - Heiko und Noemi treffen ein. Sehr gut. Fehlen noch zwei. Thomas schleicht sich in die Umkleide - Fehlt noch Einer. 
TiB Boothaus (2015 © Thomas Holl)

Ordnung muss sein - ich starte im EFA die Tour für das Boot "Havel": Ziel: Müggelsee Anfang.

OK. Es ist 4:00 Uhr. Kamerad Frank fehlt immer noch - meldet sich nicht! Egal dann fahren wir halt mit Loch. Wir lassen das Boot zu Wasser. Langsam gleitet der geklinkerte Bootskörper durch die lichten Nebel über der spiegelglatten Spree. 
Alles Einsteigen flüstert der Heiko und wir legen ab - leider ohne Frank.

Mit Bootslaterne bewaffnet steuert uns Noemi durch die dunklen Wasser. Wir kennen das Revier wie aus dem FF, so dass wir jede Boje genau vorhersagen können. Die Wasser gehören heute komplett uns und somit können wir auch gut in der Fahrrinne fahren. Nicht eine Welle stört uns und so gleiten wir mitten in der Nacht über die Spree dahin. 
Im Köpenicker Becken schlafen die Enten mitten in der Fahrrinne. Wie Frank:  er schreibt uns gerade das er verpennt hat. Er wünscht uns viel Spaß (und ich glaube er ärgert sich auch ein wenig).

In unserem Blick permanent der Mond - und wie sich langsam aber bemerkbar ein Schatten vor ihn schob. Heute ist nämlich Mondfinsternis. Und Supermond obendrein - heisst er ist heute extrem nahe an der Erde wodurch er wesentlich größer erscheint.

Unser Supermond (2015 © Thomas Holl)

Es sieht beeindruckend aus. Wir heulen den Mond an und gleiten dabei fast lautlos weiter Richtung Müggelsee. 
Dort eine Sternschnuppe! Kam direkt über dem FRV runter.

Pünktlich zur absoluten Mondfinsternis erreichen wir die Mitte vom See.

Wir löschen unser Positionslicht und bewundern in absoluter Dunkelheit den rot schimmernden Blutmond und die Milchstrasse. Wahnsinn - was für ein Anblick. Und wir sind hier ganz allein auf dem riesigen Müggelsee. Foto! - wir brauchen ein Foto. Doch keine Chance. Eine anständige Langzeitbelichtung ist hier nicht möglich. 
Völlig überwältigt bewundern wir noch eine ganze Weile das Spektakel.

Mitten auf dem Müggelsee - 5:01 Uhr (2015 © Thomas Holl)

Langsam tritt der Mond wieder aus dem Erdschatten hervor. Wir heulen nochmal über den See und machen uns auf die Rückfahrt. Der Nebel nimmt zu und am anderen Ende des Müggel' dämmert es langsam.

Nebelschwaden umhüllen uns (2015 © Thomas Holl)

Unser Boot schneidet durch einen Watteteppich vom Nebel. Ich sehe vor mir nur die Silhouette von Heiko von Nebelschwaden umwoben.

Am TiB Steg angekommen steigen Vier bis über beide Ohren grinsende Ruderer aus dem Boot. Die Gefühle lassen sich nicht in Worte fassen.

Warm eingepackt - Noemi, heute unsere Steuerfrau (2015 © Thomas Holl)
Müde aber Glücklich - Dat Helje (2015 © Thomas Holl)
Unsere "Havel" wird wieder schön trocken gerubbelt und im Bootspark verstaut. In der "Bootshaus-Kombüse" trinken wir noch einen lecker heißen Kaffee - immerhin waren nur 5° Celsius auf dem Wasser.

Spiegelglatt präsentiert sich die Spree… (2015 © Thomas Holl)









…und taucht den Sonneaufgang in Zuckerwatte (2015 © Thomas Holl)


Dort angekommen erscheint das Erlebte so surreal, das man schwierig in den Arbeitsalltag findet.

Innerlich strahlend ging ich (und die Anderen sicherlich auch) durch den ganzen Tag. 
Alle Teilnehmer haben sich geschworen: "Das war nicht das letzte Mal - spätestens 2033 sind wir wieder dabei". 

Nicht Brooklyn - sondern motherf***ing Spree (2015 © Thomas Holl)

Big Luna (2015 © Helge Kubath)



Text: 2015 © Helge Kubath

Montag, 21. September 2015

61. Havel-Ruder-Regatta

Am 12./13. September fand die 61. Havel-Ruder-Regatta in Werder/Havel statt. Mit mir (Gunnar) war dieses Jahr auch die RRTiB vertreten, unter anderem ermöglicht durch die Treptower Rudergemeinschaft (besonders Maik Kunert), die mich sowohl beim Training unterstützen als auch mit Bootsmaterial ausstatten und mit denen ich in Renngemeinschaft starte. Nach der Städtekampfqualifikation am 2. September war dies erst meine 2. Regatta, ich lerne also noch viel über Regatten und das gesamte Drumherum.

Jetzt aber zu den Ergebnissen. An Tag 1 (1000m) stand für mich ein Rennen im Doppelvierer (4x+) mit Steuerfrau und ein Rennen im Einer (1x) an. Beim Kopf an Kopf Rennen um den 2. Platz im 4x+ konnten wir uns trotz zu niedriger Schlagzahl (ich saß auf Schlag) mit knapp einer Bootslänge durchsetzen, auch wenn im offiziellen Ergebnis steht das wir den 3. Platz belegt haben, aber da spielte die Technik wie so oft an diesem Wochenende wohl leider nicht mit.

Wer die Steuerfrau sucht – sie liegt in der Spitze – achtet auf den Kopf

Bis zum Start des 1x Rennens hatte der Wind leider merklich aufgefrischt was beim Starten deutlich spürbar war, da nur die letzten 600m durch eine Insel geschützt sind. Dennoch durfte ich freudiger Weise die Erfahrung machen das man seine Gegner auch sehr leicht überschätzen kann, denn trotz des schlechten Starts fand ich mich nach den ersten 150m auf Platz 4 wieder, etwa auf gleicher Höhe mit Platz 2 und 3. Bei etwa 500m ließ einer der beiden merklich nach wodurch ich Platz 3 einnahm. Der Zweikampf setzte sich bis zum Ende fort, diesmal aber deutlich mit dem schlechteren Ende für mich.

Gunnar in der Neptun mit Flügelausleger

Am Sonntag hieß es dann noch einmal um 6 aufstehen, genau wie am Vortag, um noch einmal im 4x+ und im 2x (Skullzweier) über 500m an den Start zu gehen. Im 4x+ ging es für uns diesmal, in einem nur auf den ersten 300m spannenden Rennen, tatsächlich auf den dritten Platz, doch in Anbetracht der Tatsache, dass wir das Boot in dieser Besetzung das erste Mal fuhren, war das ganz OK.

Vier Stunden später ging es dann zum letzten Mal an diesem Wochenende aufs Wasser. Direkt am Start setzte sich ein Boot vom Feld ab, doch das war für uns nicht von Interesse, da wir, auf Bahn 2 fahrend uns in einem engen Zweikampf mit dem Boot auf Bahn 6 befanden, in dem wir uns laut den Zuschauern behaupten konnten auch wenn das offizielle Ergebnis mal wieder abweicht, aber das war uns nach so einem spannenden Rennen egal, da der fordernde Zweikampf sehr viel Spaß machte und es ein schöner Abschluss für so ein gelungenes, wenn auch für mich medaillenloses Wochenende war.

Gunnar & Yannik nach dem Rennen


Ein großes Dankeschön an Heiko von der TiB für die viele Unterstützung, ohne die ich so schnell nicht dazu gekommen wäre Regatten zu fahren und an die Treptower Rudergemeinschaft, dass sie mich so nett aufgenommen haben.

Mit der vielen neugewonnenen Erfahrung geht es jetzt nächste Woche (19.9) beim Flatow–Cup in Grünau und am 26./27.9 in Hamburg weiter, mit guten Chancen auf eine Medaille.


Mannschaften:

4x+: Sven Hansen, Yannik Lehmann, Jan Hansen, Stf. Viktoria Scholtz
2x: Yannik Lehmann


Offizielles Ergebnis:http://www.havel-regatta-verein.de/docs/events/2015/hrr/summary.pdf

2015 © Gunnar Tretzsch

Donnerstag, 17. September 2015

Wanderruderfahrt Schwerin–Berlin

Es war eine lange Fahrt vom 11.-19.08.2015.

Und: Wir waren schon eine bunte Truppe aus den unterschiedlichsten Vereinen:

4 x RC Halle (Wolfgang K., Hansi, Christa, Lutz)
1 x TiB Oberspree (Udo)
3 x Sparta Klein Köris (Wolfgang J., Kerstin, Klaus)
2 x RG Schwerin (Almut, Herbert)
1 x FRV (Petra)

Doch nun im Detail der Fahrt-Hergang:


Dienstag, 11.8.
Die Hallenser Ruderfreunde trafen pünktlich um 11:00 Uhr mit ihrem Bus bei TiB Oberspree ein. Die Boote (2 Vierer) waren bereits am Vorabend auf den TiB-Hänger verladen worden. So sollte es ein Leichtes sein, den Hänger an den Hallenser Bus anzukoppeln, um nach Schwerin loszufahren. Leider hatten wir das System der Vater-Mutter-Stecker außer Acht gelassen! Ein Adapter fehlte! Kerstin und Udo fuhren zum ersten Autoteilehändler – ohne Erfolg, sie fuhren zum zweiten Autoteilehändler – mit Erfolg. Vater & Mutter passten zusammen, jetzt noch die Lichtprobe – und los ging die Fahrt mit 2 Stunden Verspätung. In Schwerin wurden wir bereits von den Schwerinern Almut und Herbert erwartet. Das neugebaute, moderne Gebäude der Schweriner Rudergesellschaft von 1874/75 e. V. hat eine wunderbare Lage: Mit Blick auf das Schloss Schwerin genossen wir Kaffee und Kuchen, machten Pläne für den kommenden Tag, schlugen die Boote an und schliefen bei klarem Himmel in unseren Doppelzimmern mit Blick auf das erleuchtete Schlossgebäude ein.




Mittwoch, 12.8.
Die morgendliche Ruderfahrt begann mit einer Schloss-Umfahrt, setzte sich über den zunehmend welliger werdenden Schweriner See fort und entließ uns aus den windigen Verhältnissen in den ruhigen Störkanal. Unser Fahrtenleiter Wolfgang K. hatte die gute Idee, den Landdienst so aufzuteilen, dass nur vormittags mit „Loch“ gerudert wurde und ab mittags beide Boote vollbesetzt fahren konnten. So fuhren am ersten Tag Herbert und Christa die beiden Autos zum Tageszielpunkt Parchim, parkten dort Herberts Auto, beide Fahrer kamen dann mit dem Auto (Bus) zur Ruder-Mittagspause an die Schleuse in Banzkow. So weit, so gut. Nur: Herbert durfte ab Mittag rudern und hatte seine Rudersachen in seinem Auto vergessen. Hansi bot Herbert an, er könne sich von seinen Bekleidungsstücken/ Wechselsachen etwas aussuchen. So ruderte Herbert bis zum abendlichen Zielpunkt mit Hansis Badehose. 

Der Störkanal gab unsere Boote für die Elde frei und so ruderten wir bis zum Abend bei Sonnenschein. Am Bootsschlafplatz in Parchim angekommen, erwarteten uns die beiden Autos für die Fahrt zum Nachtquartier „Rosenhof“ in Plau am See. Abends genossen wir den Sonnenuntergang auf einer Wiese vor unserem Hotel.




Donnerstag, 13.8.
Ein herrlicher Sommertag erwartet uns auf unserer Weiterfahrt die Elde entlang! Ruhe ringsumher. Herrliche uralte Bäume wachsen entlang der Elde. Die Mittagspause in Lübz mit Nudeln, Eiskaffee, Kuchen etc. pp. gestaltete jeder nach seiner Fasson. Ab der Mittagspause hatte ich Landdienst. Nach dem Einkauf, einem Stadtbummel in Lübz und dem Besuch eines Cafés … fuhr ich zum verabredeten Zielort Schleuse Barkow. Eine nette Plauderei mit den dortigen Bewohnern des ehemaligen Schleusenwärterhauses ging meinem langen Warten auf die beiden Boote voraus. Die Sonne sank immer tiefer – es waren keine Boote zu sehen! Nun ist die Elde kein gefährliches Gewässer, deshalb blieb ich entspannt und döste in der Abendsonne – bis ich meinen Namen rufen hörte. Herbert und Wolfgang verabschiedeten sich gerade von einer Frau, welche in einem schnellen Auto davonfuhr! Sie waren beide getrampt. Was war passiert?




Die Boote kamen 17:00 Uhr an der Schleuse Bobzin an. 
Der Blaue Hebel wurde betätigt: „Weiterschleusung angenommen“
Kurze Zeit später: 
„Störung – Hilfe über Notrufsäule“

Kerstin kletterte über den Zaun zur Notrufsäule und sprach mit dem Mann am anderen Ende:
„Wir versuchen es per Ferndiagnose, sonst muss der Techniker kommen.“ 
Antwort auf die Frage, ob wir uns in einer Stunde nochmal melden können: 
„Ja, selbstverständlich“. 
Eine Stunde später: nochmal Zaunklettern zur Notrufsäule, Telefonat: „Die Techniker sind ca. 18:45 Uhr in Bobzin und versuchen die Störung zu beheben“.

Um 19:00 Uhr treffen endlich die Techniker der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung ein. 
Erst jetzt ist klar, dass ein dicker Baumstamm die Schließung des Schleusentores (oben) behindert hat.

Hansi beschloss daraufhin, die Boote nach der Reparatur noch hochzuschleusen, um am kommenden Tag gleich weiterrudern zu können. 
Gegen 19:10 Uhr konnte endlich geschleust werden. 
Beide Boote wurden ca. 19:45 Uhr am Liegeplatz für die Nacht festgemacht.




Insgesamt 5 Ruderer haben dann die beiden Boote geschleust. Einige waren unterwegs, den Landdienst zu holen, andere sind in das nächste Dorf gelaufen.

Inzwischen waren mehrere Stunden vergangen, Wolfgang und Herbert hatten mich samt Autos von der einen Schleuse Barkow zurück zur anderen Schleuse Bobzin geholt – mittels einer abenteuerlichen Fahrt durch enge Dschungelpfade, an steilen Uferböschungen entlang, über matschige Waldböden, tiefe Bodenkuhlen… Die Boote wurden hinter der Schleuse Bobzin zur Nacht „angeleint“. Gegen 21:00 Uhr ließen wir die Tagesereignisse auf besagter Wiese in Plau am See bei diversen Getränken Revuepassieren…

Freitag, 14.8.
Von Bobzin nach Plau am See genossen wir die ruhige Atmosphäre und die herrliche Natur. Das Einfahren in Plau am See ließ uns Abschied nehmen von der beschaulichen Ruhe und vor allem Abschied von der Windstille. Eine kleine Testfahrt von 50 m hinaus auf den welligen Plauer See ließ uns beschließen, die Boote in der Marina an Land zu holen, abzuschlagen und auf den Hänger zu verladen, welcher von Udo und Herbert aus Bollewick geholt werden musste. Nach Auskunft des Hafenmeisters sollte der Wind nicht nachlassen, Gewitter seien angekündigt. So verbrachten wir alle gemeinsam die Nacht in Plau am See: die Boote auf dem Hänger in der Marina, wir Ruderer im Hotel. Nachts zog ein Gewitter über uns hinweg…



Samstag, 15.8.
Windstille und Sonnenschein! Keine Planänderung: Boote und Menschen wurden mittels beider Autos nach Mirow gefahren. Am Mirower Strand wurden die Boote fahrtüchtig gemacht, einige Ruderkameraden badeten kurz und weiter ging die Fahrt. Kurz vor unserem Ziel Canow verdunkelte sich der Himmel zusehends und wahrlich in letzter Minute fanden wir am Ufer des Kleinen Peetschsee unter Bäumen Schutz vor einem heftigen Regenschauer. Der anschließende Sonnenschein trocknete unsere Sachen schnell und so ließen wir uns kurz darauf im Canower Straßenimbiss an der Schleuse nach dem Festmachen der Boote das Eis und kühle Getränke schmecken. Übernachtet wurde im Radlhus in Wesenberg. 
Eine Überraschung für Christa: Ihre langjährige Zweierpartnerin Elke (zu Jugendzeiten) wohnt im Grundstück neben unserer „Anlegestelle“! Durch Zufall begegneten sich beide  - mit großem HALLO!



Sonntag, 16.8.
Am kommenden Morgen starteten wir bei Sonnenschein in Richtung Bredereiche. Zauberhafte Seen und die ruhige Havel ließen uns den Tag genießen. Allerdings wuchs die Zahl der Motorboote an. In den Schleusen machte sich dies besonders bemerkbar. Apropos Schleuse: In der Schleuse Fürstenberg gab einer unserer Paddelhaken den Geist auf: Es brach der Holzstab neben der Metallspitze ab. Erfahrene Ruderer kann dies nicht erschüttern. Wohlbehalten kamen wir mit allen Einzelteilen in Bredereiche an, bezogen unsere schönen Zimmer und genossen die abendliche Ruhe auf der Terrasse an der Havel.




Montag, 17.8.
Und wieder meinte es die Sonne gut mit uns. Von Bredereiche ruderten wir nach Himmelpfort, passierten die Schleuse, genossen die Landschaft neben der Woblitz, durchquerten den Großen Lychensee und bogen ab. Motorboot-Verbot! Sehr gut! Durch einen kleinen Kanal ging es zum Nesselpfuhl, weiter durch die schmale Wurlflut zum Wurlsee. Das kalkreiche Wasser des max. 28 m-tiefen Wurlsees entstammt verschiedenen Quellen und ist sehr rein. Nach einer ausgiebigen Mittagspause mit Picknick und Badengehen am Strand in Retzow ruderten wir diese märchenhafte Strecke zurück nach Bredereiche.
Das Abendessen auf der Terrasse direkt an der Havel, der Abendausklang in der „Bibliothek am Kamin“ mit „Mann un Fru“ und die Unterhaltung durch unseren mitreisenden Künstler Lutz rundeten diesen schönen Tag ab.
Wolfgang J. reparierte den „kranken“ Paddelhaken.

Dienstag, 18.8.


Morgens in Bredereiche: Mit den Booten ging es weiter Richtung Berlin. Nach wenigen Kilometern wollte sich der wieder genesene Paddelhaken in der Schleuse Regow von unserem Boot verabschieden und sprang vor lauter Übermut ins Schleusenwasser. Wir verhinderten den Abschied, holten ihn wieder an Bord, redeten ihm gut zu und ruderten weiter. Unserem Paddelhaken schien es bei uns nicht zu gefallen: keine halbe Stunde später stürzte er sich über die Bordwand in die Havel! Wir retteten ihn aus den Havelfluten, sprachen ein ernstes Wort mit ihm, legten in auf unserem Luxus-Deck A ab und genossen die weiteren Tage ohne Paddelhaken-Vorkommnisse.

Die Fahrt ging weiter: die Havel entlang, an Mildenberg und seiner Ziegelei-Geschichte vorüber. Die beiden Ziegeleien, die noch bis 1991 in Betrieb waren, hinterlassen unzählige Stich-Seen rings um die Havel zwischen Mildenberg und Zehdenick. Abendliche Ankunft an der Schleuse Bischofswerder, hinter welcher wir nach dem Durchschleusen die Boote zur Nacht parkten. Der Landdienst brachte uns nach Bredereiche, wo wir ein letztes Mal die Abendstimmung auf der Terrasse genossen.



Mittwoch, 19.8. 
Abschied von Bredereiche. Mit den Autos fuhren wir zum Bootsparkplatz Bischofswerder, ruderten weiter durch Liebenwalde, auf dem Voßkanal, dem Malzer Kanal und dem Oder-Havel-Kanal mit seinen riesigen Schubeinheiten, durch Oranienburg … bis zur Gaststätte „Zum Weißen Schwan“. Endlich Essen und Trinken! Je weiter wir uns dem Ziel Berlin näherten, desto wärmer wurden die Temperaturen. Das gemütliche Beisammensein zur Pause wurde durch das Nahen einer Schubeinheit unterbrochen, welche im Vorbeifahren so viel Wasser zog, dass eines unserer beiden Boote auf dem Trocknen sitzen blieb…

Nach der Mittagsrast war die Spandauer Schleuse mit ihrer Schurre bald erreicht und die letzten Kilometer bis TiB Tiefwerder vergingen fast im Flug.

Der Empfang durch die TiB-Ruderer war wie immer sehr herzlich und von wohligen Grilldüften durchzogen! Die Tische bogen sich fast unter den leckeren Speisen, wobei Alex als Grillmeister eine Koryphäe auf seinem Gebiet ist! Die Feuerschale spendete Wärme beim gemütlichen abendlichen Zusammensitzen.



Donnerstag: 20.8.

Von TiB Tiefwerder ruderten wir in heimischen Gewässern Richtung TiB Oberspree. Die Mittagspause am Urbanhafen wurde mit Eis, Kuchen, Getränken und diversen Leckereien verbracht. Der Landwehrkanal und die Treptower Spree empfingen uns als Altbekannte. Das Bootesäubern, Sachen umpacken, Autos beladen … ging durch viele fleißige Hände zügig vonstatten. Beim letzten gemeinsamen gemütlichen Beisammensitzen am „Runden Trommeltisch“ ließen wir die Tage Revue passieren und schmiedeten bereits neue Pläne. Dann hieß es Abschied nehmen: die Schweriner fuhren nach Norden, die Hallenser nach Süden und die Berliner verteilten sich sternförmig.


Zusammenfassend erlebten wir nur einen kurzen Regenguss auf dem Wasser, genossen wunderbare Landschaften mit ihren Tieren, Pflanzen, uralten Bäumen und herrlichen Düften bei Sonnenschein,
wir ruderten 345 Kilometer und passierten 26 Schleusen!

Danke an alle Organisatoren für diese erlebnisreichen, schönen Tage!

Alle Fotos wurden von irgendeinem der oben genannten Ruderer gemacht.
2015 © Petra Filzhuth


Sonntag, 13. September 2015

Wanderfahrt Wolgast–Usedom

RV Wolgast Panorama (Foto: 2015 © Helge Kubath)
Zwölf Verrückte haben sich zusammen gefunden, um auf Usedom zu rudern - Oberverrückter Heiko hatte dazu aufgerufen. Bereits im letzten Jahr war er mit vier anderen Kameraden dort, um das Revier auszukundschaften.

Dieses Jahr gab es ein Dutzend neue Kandidaten, insbesondere aus dem Schüler-Rudern. Björn, Frederick, Edwin, Gunnar, Laura, Chiara, Charlotte, Heiko, Thomas, Frank, Bojana und Helge reisten zu der beliebten Ostseeinsel, um die Riemen zu pullen.
Inrigger verladen (Foto: 2015 © Helge Kubath)

Bereits am Donnerstag verluden wir die zwei Inrigger von TiB auf den Trailer. Diese Boote sind aufgrund der breiten und oben geschlossenen Bauweise besonders gut zum Hochseerudern geeignet. Heiko klemmte den Trailer an seinen Jeep und düste noch am Donnerstagabend an die Küste.
Alle Anderen folgten am Freitag. Gegen Nachmittag angekommen konnten wir es nicht erwarten und sind nach Zeltaufbau und Vereinsinspizierung sofort in See gestochen.

"Inrigger Rennen" (Foto: 2015 © Helge Kubath)
Auf der Peene machten wir uns mit den Booten vertraut. Nur Heiko, Thomas und Charlotte haben ordentliche Riemen Erfahrung. Alle anderen hatten es kurz vorher gezeigt bekommen oder müssen jetzt ihre Bekanntschaft damit schliessen. Aber alles nicht so schwer. Nach gut einem Kilometer sind wir eingegrooved und knüppeln über die Peene.

"Heiko glücklich" Foto: 2015 © Thomas Holl

"Jagd auf Roter Oktober" Foto: 2015 © Thomas Holl

"Davongefahren" Foto: 2015 © Thomas Holl



Wir bewundern die Schilfufer und die grossen Segelschaluppen. 

Zurück zum Heimathafen RV Wolgast, um auf dem Grill ein lecker Abendbrot zuzubereiten. Bis spät in den Abend klönen wir und lachen uns die Seele aus dem Leib.

"Frühstück" (Foto: 2015 © Heiko Engel )

Am nächsten Morgen stehen alle pünktlich auf und frühstücken kräftig. Schließlich haben wir heute Großes vor: Die Peene rauf bis zur Ostsee. 
Den Anfang des Wegs kennen wir bereits von gestern. Doch diesmal rudern wir noch weiter bis wir an den Hafen von Peenemünde kommen. Hier machen wir etwas länger Pause. Aber nicht bevor wir ein paar coole Bilder mit dem U-Boot gemacht haben.

"Angriff" (Foto: 2015 © Helge Kubath)

"Piratenbraut" (Foto: 2015 © Helge Kubath)
Thomas hatte leider schon im Hafenbecken festgemacht. Da wollten wir aber nicht hin. Wir legten in der Bucht vom U-Boot an - hier liegt auch ein Restaurantschiff in das wir dann einkehrten. Thomas und Crew wollten dann wohl doch nicht alleine bleiben (leider konnte man nicht einfach die Bucht entlanglaufen) und kamen kurze Zeit später zu uns gerudert.

Pause im Hafen (Foto: 2015 © Helge Kubath)

Ok, weiter geht's. Aber die Mädels wollen nicht mehr weiter. Die Dimensionen sind hier schon anders. Teils rudert es sich auch schwierig wegen den Sandbänken - aber das erfahren wir erst so richtig auf der Rückfahrt.

Also kleine Neukonstellation der Besatzung: Heiko rudert mit den Mädels zurück und der Rest will noch weiter die Ostsee anstechen. Während Heiko nebst Crew die Peene wieder zurückrudert, heißt es für uns scharf rechts und weiter gen Peenemündung.

Wo geht den die Ostsee nun los? Wir rudern und es zieht sich. Aber das liegt wohl vor allem an der falschen Erwartungshaltung. Jeder rechnet mit Wellen. Doch denkste. Die Ostsee ist so flach, da träumen wir in Berlin von. So etwas bekommst du vielleicht mal abends auf dem Müggel'  präsentiert - wenn dir kein Motorboot dazwischenfunkt.

Die Dimensionen auf dem Wasser sind auf jeden Fall etwas anderes. Die Wellen verlaufen sich schön und werden nicht vom Ufer zurückgeworfen - anders als wir das ständig bei den Spundwänden in Berlin erleben.

Langsam wird es offener und dann kommt der Moment – kein Land am Horizont – wir sind auf der Ostsee. Also wir waren schon noch in Landnähe - nicht das ihr denkt wir wären bis auf's Meer hinausgerudert - das machen wir erst beim nächsten Mal :-) .

"Ostsee" (Foto: 2015 © Helge Kubath)

"Tschüß Ostsee" (Foto: 2015 © Helge Kubath)

OK. kurz ausruhen und zurück.
Wir folgen Thomas  - er kennt sich hier ein wenig besser aus als wir. Doch was ist jetzt los? 
Das Ziehen der Riemen wird auf einmal extrem zäh und schwer. Es ist als wenn man die Riemen durch Gelée zieht. Ich sehe, dass ich am Blatt enorm viel Sand aufwirbele. Kann das sein? Wir sind doch direkt neben der Fahrrinne! Das Ufer ist gut 30 bis 40 Meter entfernt. 
Das Pullen ist inzwischen fast unmöglich. Charlotte greift sich den Piker und checkt die Tiefe des Wassers. Upps, gerade mal 30 Zentimeter. Wir schieben unseren 2er-Innrigger gerade über eine ordentliche Sandbank. Doch jetzt ist es zu spät. Nur nicht stehenbleiben, sondern Fahrt beibehalten. Wir prügeln die Riemen durch die zähe Masse. Langsam wird es wieder entspannter und 20 Meter vom Land entfernt rudert es sich wieder wie man es gewohnt ist. Verrückt. Das Sandbankphänomen lässt sich rückblickend auch gut daran erkennen, dass das Boot plötzlich eine Welle hinter sich herzieht.  Memo für die nächste Tour hier.

"Das hätte man doch sehen müssen" wird jetzt der ein oder andere sagen. Ja hätte man – wenn nicht derzeit das Gewässer dermassen gekippt wäre, dass man außer Algen nichts mehr sah. Die Brühe war giftgrün. Sichtweite: Null Zentimeter. 

Wir wollen einen Zwischenstopp. Wir steuern bei tropischer Hitze auf einen kleinen Strand zu. Zwanzig Meter vor dem Ufer müssen wir jedoch stoppen. Es ist wieder so flach, dass wir uns dazu entschieden auszusteigen und die letzten Meter das Boot an Land zu ziehen. 
Pinkeln, Essen und Bootsmannschaften gemixt. Weiter geht's.

"Chillen" (Foto: 2015 © Thomas Holl)

In Wolgast wieder angekommen sind wir alle gut geschafft, aber glücklich. Nur die beiden Junioren nicht: Edwin und Gunnar gehen noch auf dem Ergometer im Vereinshaus Kilometer schrubben. Wenn das mit denen so weitergeht, sehen wir die in ein paar Jahren im Deutschland Achter.

"…es wurde geblödelt…" (Foto: 2015 © Thomas Holl)
Abends wird wieder gegrillt, gefachsimpelt und gelacht. 
Einer unserer jüngeren Kameraden ist vom Workout am Tage so geschafft, dass er uns am Tisch einschläft. Wir bringen ihn zu Bett und beenden auch rechtzeitig den Abend, bevor morgen alle durchhängen.

Am nächsten morgen wieder Stullen geschmiert und rein ins Boot. Heute wollen wir in die andere Richtung und Achterwasser durchpflügen. Dummerweise verabschiedete sich noch am Steg die Dollenschraube beim Gnitz-Boot. Plumps war sie im Wasser auf nimmer Wiedersehen. Verdammt. Die weichen Plastikdollen kann man in keinster Weise offen fahren. Also wieder zurück ins Bootshaus und die Dollen von anderen Booten durchprobiert. Logischerweise sind alle Schrauben fest und lassen sich nicht einfach vom Gewinde runterdrehen - ich weiß bis heute nicht wieso das passiert ist. Aber an einem Einer haben wir Glück und auch hier lässt sich die "Mutter" komplett runterschrauben. 
Ausfahrt gerettet. Leinen los und ab  - unter der schicken Zugbrücke hindurch.
"Vogelspektakel"  (Foto: H2015 © Helge Kubath)

Wir fahren vorbei an größeren Reedereianlagen und Militärschiffen. Später wird es wilder an den Ufern und wir sehen Kraniche und andere Tiere, die die Ufer für sich beanspruchen. Das Wasser bleibt leider giftig grün.

Achterwasser erreicht geniessen wir den Blick rüber zu Gnitz (Namensgeber für das Boot in dem ich gerade rumkutschiere).
Uns reicht es. Wir kehren um. Auf halber Strecke begegnen wir noch einer Schaluppe  - die hatten wir auch schon die letzten Tage aus der Ferne ab und zu gesehen - doch diesmal ganz nah - kreuzte sie unseren Weg. Schon schön anzusehen so ein Zweimaster.


"Schaluppe" (Foto: 2015 © Helge Kubath)

Es fängt an zu regnen. Wir gehen wieder in die Auslage und rudern weiter gen Heimathafen Wolgast.

Die Angler und anderen Motorboote flüchten ebenfalls und machen ordentlich Welle. Jaaaa - so habe ich mir Ostsee vorgestellt. Unser Bug kracht mit Getöse durch die Wellen und wir konzentrieren uns, um nicht die Skulls und Riemen zu verlieren. 
Auch wenn die Wellen nicht von Natur her kamen - die Seegigs konnten so zum Schluss nochmal zeigen, wozu sie dienen.

"Sonnenuntergang" (Foto: 2015: Helge Kubath)

Kaum hatten wir angelegt, eroberte sich die Sonne wieder ihren Platz am Himmel und trocknete unsere Zelte und Boote. Wir räumten ein und verluden die Boote wieder im Bootshaus und auf unserem Trailer. Charlotte turnte in den Seegigs rum und verzurrte die Innenseiten mit dem Trailer.

Charlotte zurrt die Seegigs wieder am Trailer fest (Foto: 2015 © Helge Kubath)

In der Gaststube noch letzte Instruktionen für die Heimreise und ein Megafettes Danke an unsere Gastgeber. Jens - Du warst Spitze.

Wir springen in die Autos und cruisen zurück nach Berlin. Doch einen Zwischenstopp können wir uns nicht verkneifen. Diese falsche Schreibweise eines Ortsschilds müssen wir natürlich einmal richtigstellen.

Autocorrect 2.0 (Foto: 2015 © Charlotte Schmidt)


In Berlin angekommen werden die beiden Seegigs abgeladen und wieder liebevoll an ihre Plätze in der Bootshalle postiert. Mit der Erfahrung von diesem Jahr werden wir es im nächsten Jahr bestimmt einmal um die Insel rum schaffen. Mal schauen. 

Feuerwerksartiger Dank gilt unserem Fahrtenleiter Heiko Engel, der alles so top organisiert hat.

2015 © Helge Kubath








Weitere Bilder von unserem Abenteuer könnt ihr in der Slideshow sehen.